Prof. Dr. Karl-Georg
Loritz zum veränderten Sachwertebegriff und in was Anleger investieren sollten
St.Gallen, 22.08.2016. „Das Streben nach sicheren
Geldanlagen hat in der Zeit des von den Notenbanken erzeugten Nullzinsniveaus
den Blick intensiv auf Sachwerte gelenkt. Insbesondere Immobilien bewahrten
jahrzehntelang, sogar in Krisenzeiten, vor dem Verlust der Vermögenssubstanz.
Ihre Werte stiegen bis zum Ende der 1980er Jahre in Deutschland weithin
kontinuierlich an. Spätestens jedoch mit der Immobilienblase in den neuen
Bundesländern zum Ende der 1990er Jahre platzte die Illusion von der
Wertstabilität der Immobilien“, schreibt Professor Dr. Karl-Georg Loritz in
einem aktuellen Aufsatz „Sachwerte – Brauchen wir ein grundlegend neues
Verständnis“ (http://www.ifit-schweiz.ch/publikationen). Der wissenschaftliche Beirat des
Schweizer Instituts für integrale Transparenz (IFIT) stellt folgerichtig die
Frage: In was aber soll der private und institutionelle Anleger in der heutigen
Null-Zins-Zeit investieren? Immer wieder würden dabei von Beratern
Aktienbeteiligungen an Unternehmen als Sachwerte angeboten. Die Aktionäre seien
ja „mittelbar“ an den Vermögenswerten der Unternehmen beteiligt. Loritz rät zur
Vorsicht: „Die wertvollsten Aktiengesellschaften der Welt nämlich Facebook,
Google und Microsoft haben so gut wie keine greifbaren Sachwerte. Ihr Wert
besteht vor allem in der Vielzahl der Nutzer. Diese Unternehmen haben die Welt
ohne Präsenz von Niederlassungen „erobert“. Die von Google erfundene Software
könnte mittels lediglich ein paar Kartons füllende Speichermedien an jeden Ort
der Welt transportiert werden. Dennoch sind gerade auch deren Aktienkurswerte
höchst volatil. An nur einem Tag kann der Anleger einen Großteil seiner
Vermögenssubstanz verlieren.“ Er rät daher, sich grundsätzlich vom
Sachwertebegriff zu verabschieden und nach Nischen bei Anlageprodukten zu
suchen. Man müsse hierzu vor allem die Zielinvestments vor der Überlegung in
den Blick nehmen, ob sie geeignet seien, Gewinn zu machen und so eine
angemessene Rendite weiterzugeben. Eine Möglichkeit sieht er hierbei in der
Chance, am Neubau von Immobilien zu partizipieren. Loritz abermals wörtlich: „So sind Neubauwohnungen in der heutigen Zeit
des schnellen Abverkaufs ein sehr gutes Investment (nur) für denjenigen, der
aktiv in den Wertschöpfungsprozess zu Beginn des Lebenszyklus eingebunden ist.
Nur wenige deutsche Bauträgerunternehmen bieten privaten Investoren den
Einstieg in solche Projektfinanzierungsmöglichkeiten an. Auch in anderen
Ländern, wie etwa in der Schweiz, gibt es so etwas in kleinerem Umfang. Hier
verlangen Banken bei Bauträgern einen relativ hohen Einsatz von Eigenkapital,
das mancher Entwickler und Bauträger durch Anlegergelder finanziert.“ In beiden
Märkten sieht er durch die große Nachfrage nach neuen Wohnungen im Abverkauf
und damit der Gewinnrealisierung kein Problem, so lange die üblichen
Standortfaktoren eingehalten würden. Dies macht deutlich: Der tradierte
Sachwertbegriff ist zumindest zu hinterfragen und dahingehend zu überprüfen, ob
nicht das Partizipieren an der Wertschöpfung zur Schaffung eines Sachwertes
intelligenter ist, als der Besitz desselben. Die Einschätzung: Sachwert =
Sicherheit sollte man dabei nicht mehr unreflektiert übernehmen, dies würde dem
Umbruch des Sachwertgedankens nicht mehr gerecht.
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