Finanzökonomen müssen ihre Vorhersagen für 2015 vermutlich korrigieren. Im Schlussquartal 2014 legte Deutschlands Wirtschaft nach einem deutlichen Einbruch im September noch einmal deutlich zu und lässt Erwartungen für einen Jahresdurchschnitt über dem von 2014 zu. Die deutsche Wirtschaft könnte sich in diesem Jahr sogar um bis zu zwei Prozent steigern, ist auch die Meinung von Henning Vöpel, seines Zeichens Direktor des Wirtschaftsinstituts HWWI. „Ähnlich lautentende Einschätzungen geben auch andere Experten ab“, erklärt der Sankt Gallener PR-Berater Michael Oehme. Weit gefehlt also die Angst, die deutsche Industrie könne unter den Problemen Russlands oder der stagnierenden Wirtschaft Chinas über Gebühr leiden.
DB Research kommt dabei zu der Einschätzung, dass dieses Wachstum
derzeit mehrheitlich durch den Konsum hierzulande getrieben wird. Eine
Steigerung von mehr als zwei Prozent wird für dieses Jahr prognostiziert. Das
wäre zum dritten Mal innerhalb von 15 Jahren. „Ob dieser Konsum allerdings
freiwillig erfolgt, bleibt fraglich“, so Oehme. Für den PR-Berater würden
deutsche Sparer seit Jahren schlicht kastriert, wenn es darum ginge,
Habenzinsen oberhalb der Inflationsrate zu haben. Beispielsweise geht der
JP-Morgan-Stratege Robert Michele – so zitiert im Handelsblatt – davon aus,
dass die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen im nächsten Jahr wohl negativ
werden. „Sparer haben also nicht nur kurzfristig, sondern auch mittelfristig im
Moment kaum eine Chance, eine sichere Verzinsung zu erhalten“, erklärt Michael
Oehme. Auch Kapitallebensversicherungen böten hier keine Alternative mehr.
Was dürfte das für Konsequenzen mit sich bringen? „Da die Löhne seit
Jahren nicht im Verhältnis zur Wirtschaftsleitung wachsen, fehlen angemessene
Transferzahlungen - beispielsweise in die Rentenversicherung. Mit anderen
Worten: Was heute zuviel verkonsumiert wird, fehlt später, da es nicht durch
gesetzliche Rentenansprüche aufgefangen werden kann“, so Oehme. Ein ähnliches
Dilemma sieht er bei der privaten Vorsorge: Da kaum mehr angemessene
Verzinsungen geboten würden, entsparten die meisten Bürger statt anzusparen.
Kapital, das im Alter ebenfalls nicht zur Verfügung stände.
„Schon jetzt ist also absehbar, dass sich das Rentenproblem verschärft,
statt dass es sich entspannt“, meint Oehme. Für ihn versäumt die
Bundesregierung in einer breit angelegten Kampagne, auf die Notwendigkeit zur
privaten Vorsorge aufmerksam zu machen. Dann allerdings müssten auch Produkte
geboten werden, mit denen Menschen sinnhaft vorsorgen können. Ein Weg wäre
beispielsweise, Arbeitnehmer an den Erfolgen der Wirtschaft partizipieren zu
lassen. Die aber hole sich frisches Kapital lieber bei der Bank.
Es ist vielleicht ein wenig drastisch geschrieben, aber stimmen tut es doch. Die Leidtragenden der derzeit positiven wirtschaftlichen Entwicklung sind die Sparer. Da gib es kein Vertun.
AntwortenLöschenSo kann man das sagen. Fakt ist: die normalen Arbeitnehmer verdienen immer weniger. Wenn sie was sparen wollen, bekommen sie dafür kaum mehr Zinsen. Wie sollen sie so fürs Alter vorsorgen?
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