Mit dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft erreichte der „Ruby"-Prozess
gegen Silvio Berlusconi am Montag die Endphase. Am vergangenen Mittwoch war
Berlusconi wegen Steuerbetrugs zweitinstanzlich zu vier Jahren Haft verurteilt
worden. Staatsanwältin Ilda Boccassini erhob schwere Vorwürfe gegen den früheren
italienischen Premier, welchen zudem Amtsmissbrauch und Sex mit einer
minderjährigen Marokkanerin im Jahr 2010 vorgeworfen wird. Es handelt sich um
die damals 17 Jahre alte Karima El Marough, alias Ruby. Die Mailänder
Staatsanwälte gehen davon aus, dass Berlusconi mit ihr bezahlten Sex gehabt
hat. Beide bestreiten das vehement. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft dem
Politiker Amtsmissbrauch vor, weil er Ruby im Frühjahr 2010 mit einem Anruf in
Mailand vor Schwierigkeiten mit der Justiz bewahren wollte, nachdem die junge
Frau wegen Diebstahls angezeigt worden war. Berlusconi gab an, er habe sie für
eine Verwandte des damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak
gehalten und diplomatische internationale Verwicklungen vermeiden wollen.
Staatsanwältin Boccassini sagte am Montag, in Berlusconis Villa in Arcore
sei ein „Prostitutionssystem zur Befriedigung des Ex-Premiers" aufgebaut
worden. „Es bestehen keine Zweifel, dass Ruby eine Prostituierte war",
betonte die Staatsanwältin. Die Staatsanwältin beschrieb Ruby in ihrem Plädoyer
als „intelligentes und schlaues Mädchen", das wie viele Jugendliche in das
Showbusiness einsteigen wollte, um über kurze Wege zu Geld zu gelangen.
By VL/ Michael Oehme
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