Wandel und Herausforderung
Die Pflege, der
Schutz und die wissenschaftliche Erforschung kirchlicher Denkmale befinden sich
besonders in Deutschland auf sehr hohem Niveau. Durch eine differenzierte
Rechtsetzung der Diözesen wird gewährleistet, dass sich der Umgang mit den
kirchlichen Kulturgütern – sowohl den beweglichen als auch den immobilien – am liturgisch
Gebotenen und denkmalpflegerisch Erforderlichen orientiert.
Eric Mozanowski
hierzu: „Doch der Wandel der Zeit macht nicht nur den Gemeinden in Bezug auf
Mitstreiter und Gläubige zu schaffen, sondern durch die Zusammenlegung vieler
kleiner Gemeinden zu einer Seelsorgeeinheit werden immer weniger Gotteshäuser
liturgisch genutzt, stehen für längere Zeit manchmal sogar leer. Doch wenn
Gebäude nicht genutzt werden, dann besteht die Gefahr, dass der nicht
aufhaltende Verfall schon um die Ecke schleicht.
Gleichzeitig
erschweren die staatlichen Denkmalschutzgesetze den Kirchen die Umnutzung von
Gebäuden, die sich nicht mehr im liturgischen Gebrauch befinden. Aus diesem
Grund müssen jedes Jahr Millionen aufgebracht werden, die der Instandhaltung
leerstehender Gebäude dienen. Eine angemessene Umnutzung könnte dringend
benötigte Gelder einbringen und Mittel freigeben, die bei der Instandhaltung
weiterhin genutzter Gebäude helfen. Zudem gibt es wohl kaum eine bessere
Möglichkeit, ein Gebäude vor dem Verfall zu schützen, als die intensive
Nutzung. Die Kirche sucht für betroffene Gotteshäuser nach Umzugs- und
Teilumnutzungskonzepten, weil die Instandhaltung auf Dauer nicht finanzierbar
ist.“
Umnutzung statt Leerstand
Wie eine
respektvolle und sachgerechte Umnutzung funktionieren kann, zeigt das Beispiel
der nordrhein-westfälischen Pfarrkirche St. Ursula in Hürth-Kalscheuren. Der
Mitte der fünfziger Jahre errichtete und unter Denkmalschutz stehende Bau wurde
profaniert und verkauft. Seit 2010 fungiert die mittlerweile in „Böhm-Chapel“
umgetaufte Kirche als Ausstellungsort für die Kölner Jablonka Galerie. Die
sakralen Gegenstände wurden aus dem Gebäude entfernt und werden ebenso wie die
Empore und das Altarpodest sicher verwahrt.
Doch nicht
immer bedeutet ein Verkauf, dass der Kirchenbau seine religiösen Aufgaben
vollständig verliert. So sollte beispielsweise die aus dem Mittelalter
stammende Kirche im südwestlich von Marburg gelegenen Altenvers schon Ende der
60er Jahre abgerissen werden. Nachdem das Gebäude zunächst von einer Initiative
und später von einem geschichtlichen Verein übernommen wurde, dient es heute
als Ort der Besinnung für Pilger und Wanderer. Als Station auf dem von
Frankfurt am Main bis nach Marburg führenden Elisabethpfad zieht das ehemals
dem Verfall preisgegebene Gebäude heute jährlich Tausende von Besuchern an, die
unter der schlichten Holzkuppel ein wenig Frieden finden.
Andere
Gotteshäuser finden eine neue Bestimmung als Begräbniskirche. Je nach Ort
können Christen unterschiedlicher Konfessionen oder sogar Nichtchristen in den
geweihten Hallen ihre letzte Ruhestätte finden. Regelmäßig stattfindende
Totengedenkfeiern ziehen etwa in der Erfurter Allerheiligenkirche viele
Besucher an und füllen das zuvor nicht ausgelastete Gotteshaus in feiner Ironie
mit neuem Leben.
Kontakt:
Eric Mozanowski
w.mozanowski@estavis.de
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