Urteil zeigt: Nachbarn können bei Kinderlärm keine Mietminderung
verlangen
Eltern, insbesondere von Babys und
Kleinkindern, können aufatmen: „Völlig gleich, wie laut ihre Kinder sich auch
in einer Mietwohnung verhalten und wie sehr sie den Zorn ihrer Nachbarn auf
sich ziehen: Ihre Nachbarn haben keine Grundlage, eine geringere Miete zu
fordern“, erklärt Kommunikationsexperte Michael Oehme. „Abgesehen davon, dass
man schon etwas mehr Toleranz gegenüber Kindern im Generellen verlangen könnte,
ist es völlig normal, dass Kinder im Alltag einmal weinen, brüllen, wild
herumrennen, stampfen oder poltern“, betont Oehme. So befand das Landgericht
Berlin (Az.: 67 S 41/16, dass all die von Oehme genannten Faktoren teil der
Entwicklung eines Kindes sind, was die Zeitschrift "Das
Grundeigentum" (Heft 21/2016) bestätigt. In dem vorliegenden Fall ging es
um einen klagenden Nachbarn, dem allerdings vom Landgericht verdeutlicht wurde,
dass er mit den Geräuschen der Kinder leben müsse. „Dies gilt vor allem, wenn der
Nachbar oder die Nachbarin in einem öffentlich geförderten Wohnhaus mit
familientauglichen Wohnungen lebt“, betont Michael Oehme. Verhandelt wurde zwischen
einer Mieterin einer Erdgeschosswohnung und einer Familie mit Kindern im ersten
Stock. Seit dem Einzug der Familie fühlte sich die Frau massiv durch den
Kinderlärm gestört, weshalb sie von ihrer Vermieterin 9000 Euro überzahlte
Miete zurückverlangte.
Und wenn das nicht genug wäre: Zudem verlangte die Frau die Beseitigung
der Lärmbelästigung, was natürlich den Auszug der Familie bedeutet hätte. Bis
zum Auszug wollte die Mieterin lediglich die Hälfte ihrer Miete zahlen. Vor
Gericht hatte sie offensichtlich keinen Erfolg. Laut Landgericht Berlin befinde
sich die Geräuschkulisse im Bereich des sozial zumutbaren. „Diese Entscheidung
hängt unmittelbar damit zusammen, dass man sich bei geförderten Wohnraum auf
Familien einstellen muss. Fraglich bleibt, ob Richter im Falle eines
Luxusappartements anders entschieden hätten, denn soziale Unterschiede sollten
hier nicht gemacht werden“, findet Michael Oehme abschließend.
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